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Von: Manuel Bonke, Philipp Kessler
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„Wirtschaft, Unternehmertum und die Kraft der Verantwortung“ – zu diesem Thema stattete Uli Hoeneß dem schuleigenen Wirtschaftsforum im Schloss Neubeuern einen Besuch ab.
Neubeuern - Uli Hoeneß fühlte sich bei seinem Besuch im Schloss Neubeuern an die Lausbuben Geschichten von Ludwig Thoma erinnert. Kein Wunder: In den alten Gemäuern des Gymnasiums mit Internat knarzen die Holzstufen und die Stuckdecken sind mehrere Meter hoch. „Wirtschaft, Unternehmertum und die Kraft der Verantwortung“ – zu diesem Thema stattete der Ehrenpräsident des FC Bayern dem schuleigenen Wirtschaftsforum einen Besuch ab. Dabei zeigte sich Hoeneß ganz nebenbei privat wie nie und sprach unter anderem über…
… Ehefrau Susi:
„Ich war Schulsprecher im Schubart-Gymnasium, meine Frau in der Elly-Heuss-Realschule. Ich habe dann zu unserem Chefredakteur gesagt: Wir müssen die Auflage steigern, das reicht nicht. Die Realschule war ein paar hundert Meter weg. Dann bin ich zum dortigen Direktor gegangen und habe ihm vorgeschlagen, eine Art Lokalteil für deren Schule zu machen. Dann meinte er: Aber das müssen Sie mit meiner Schulsprecherin ausmachen. Das ist meine heutige Frau.“
… seine Rolle als Opa:
„Bei mir bekommen die Enkel ja alles. Meine Frau ist da strenger. Wenn der kleine Ferdinand kommt und sagt: Opa, heute kriege ich schon eine Cola? Ja, heute kriegst du eine. Und schauen Ben Spancer? Der heißt Bud Spencer, aber den schauen wir, ja.“
… den Tod:
„Was mich belastet ist: Dass ich jetzt in einem Alter bin, wo die Einschläge näher kommen. Wo Freunde sterben, Familienmitglieder sterben. Kürzlich ist wieder ein ganz guter Freund von mir krank geworden – das macht mich fertig. Das ist der eine Punkt. Auf der anderen Seite erwischen Sie mich gerade in einem Zeitpunkt, wo im Hause Hoeneß eigentlich alles optimal ist: Die Fabrik läuft gut, die Börse läuft auch gut, der FC Bayern ist Tabellenführer und die Familie ist sowieso okay. Wenn ich das Leben anhalten könnte, würde ich es jetzt tun.“
… Aussöhnungen mit verstorbenen Erzrivalen wie Willi Lemke und Christoph Daum:
„Ich war offen für die Aussöhnung, weil es keinen Sinn macht, ewig in Krach zu leben. Ich bin kein Freund von Kriegen, ich bin ein Freund der klaren Auseinandersetzung. Ich bin für klare Worte, aber irgendwann muss es auch mal genug sein. Ich bin vor allem nicht besonders nachtragend. In der Sache Daum war es grenzwertig. Meine Frau konnte ihm beispielsweise nicht verzeihen. Die ist da ziemlich stur auf Deutsch gesagt. Ich war immer einer, der versucht hat, die Dinge in Ordnung zu bringen. Deswegen bin ich froh, das auch zu Lebzeiten geklärt zu haben.“
… die Politik der Ampel:
„Ein paar Monate hat die Ampel gut gearbeitet. Ich habe wirklich kurz – aber nur ganz kurz – gedacht: Mit den Grünen geht es vielleicht doch. Aber: Stark angefangen, stark nachgelassen. Das ist im Moment das Problem. Und eines muss auch klar sein: Die hatten ihre Chance – und die werden sie jetzt nie wieder bekommen. Es ist vorbei! You had a chance – forget it!“ Deswegen müssen wir alle hoffen, dass in Deutschland wieder Parteien regieren, die den ganzen Tag nachdenken: Was können wir tun, dass es den Bürgern besser geht? Und nicht: Wie sichere ich meine Wiederwahl?“
… seine Entwicklung als Manager:
„Ich war als junger Manager viel härter als später. Ich wollte diese Leiter hochsteigen. Auf diesem Weg habe ich die Ellenbogen links und rechts eingesetzt. Ein Willi Lemke oder ein Rudi Assauer konnten so mit mir verhandeln. Wenn ich denen dann einen Spieler heimlich abgeluchst habe, war das eine große Freude. Ich wollte, dass der FC Bayern die Nummer eins in Deutschland ist. Auf dem Weg dorthin habe ich meine Ellenbogen ganz schön eingesetzt. Da war es auch für den einen oder anderen Spieler nicht immer einfach. Später, als wir erfolgreich waren, war ich viel milder. Meine These: Je besser es einem geht, desto sozialer muss man werden.“
Uli Hoeneß sprach auch über seine Zeit im Gefängnis
… seine Zeit im Gefängnis:
„Wenn man Fehler macht, muss man dazu stehen. Ich habe das gebüßt und zwar vom ersten bis zum letzten Tag. Das war auch eine interessante Situation: Als ich im Gefängnis war, habe ich über 5000 Briefe erhalten. Mit 98 Prozent dieser Leute hatte ich noch nie gesprochen. Davon waren 99 Prozent positiv – bis auf PETA Stuttgart. Die haben mir geschrieben, dass mein Gefängnisaufenthalt die Strafe dafür ist, dass ich für den Tod von Millionen Schweinen verantwortlich bin.“
… Vorurteile über die Jugend:
„Ich finde es einen großen Fehler, die jungen Leute pauschal zu kritisieren. Das sind Klischees, die angefertigt werden und in der Praxis sich oft anders herausstellen. Die sind nicht so schlecht, wie so oft gemacht werden. Aber: Ohne Fleiß kein Preis!“
… das Scheitern von Oliver Kahn:
„Ich wollte einen nahtlosen Übergang von Karl-Heinz Rummenigge und mir zur nächsten Generation beim FC Bayern schaffen. Das ist leider holprig gewesen. Natürlich ist es viel schwieriger, als es damals bei unserer Wurstfabrik war. Denn: Alles, was du im Fußball machst, wird in die Öffentlichkeit gezerrt. Das hatte ich unterschätzt. Und darum ist es auch nicht gut gegangen.“ Manuel Bonke, Philipp Kessler